Auch die Fernen sind uns nah
Schulabschluss mit 14, dann Lehre und Beruf. Im Deutschland der Nachkriegszeit waren Karrieren wie diese gang und gäbe. Dass sie zu Erfolg, Wohlstand und einem geglückten Leben führen können, das beweisen Ursula und Franz-Wilhelm Vogdt (67 und 68). Mit ihrer Stiftung "Zukunft für Kinder" tragen sie nun unter dem Dach der Caritas-Stiftung Deutschland dazu bei, junge Menschen zu unterstützen - ihnen Wege in der Schul- und Berufsausbildung zu ebnen, die sie möglicherweise alleine nicht finden können.
"Wir kommen aus einfachen, bescheidenen Verhältnissen", sagen die Vogdts. Er wuchs in Papenburg im Emsland auf, sie - gebürtige Dortmunderin - in Hovestadt bei Soest, wohin sie während des Krieges evakuiert wurde. Er machte in den 1950er Jahren eine Lehre in der Justiz, sie eine kaufmännische Ausbildung. Vier Jahrzehnte später war er Vorstand einer Immobilienentwicklungs- und Bauträger AG.
Es waren nicht nur die Tugenden der Nachkriegsjahre, die zu dieser beeindruckenden Karriere beigetragen haben: Fleiß, Disziplin und Ehrgeiz. Zeit seines Lebens war das Ehepaar getragen vom christlichen Glauben. Er ist die Triebfeder ihres Handelns, verleiht ihnen Kraft und Selbstbewusstsein - und motiviert sie.
Dies zeigte sich erneut, kaum waren die beiden Söhne flügge. Da begannen beide Eltern ein Studium. Er studierte katholische Theologie und wurde zum Diakon geweiht, sie schrieb sich im Dortmunder Frauenstudium ein, das speziell für Frauen ihrer Generation eingerichtet worden war. Heute arbeitet Franz-Wilhelm Vogdt ehrenamtlich als Diakon in den Gemeinden eines Pastoralverbundes und Ursula Vogdt ebenfalls ehrenamtlich in der Erziehungsberatung des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF).
Kontinuierliches Engagement in der Gemeinde und darüber hinaus
Parallel zum Erwerbsleben haben sich die Vogdts stets in ihrer Gemeinde engagiert. Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat, Sakramenten Katechese, Aufbau und Leitung eines Dritte-Welt-Projekts - das waren einige Stationen. Neben der Gemeindearbeit engagierten sie sich auch persönlich bei humanitären Projekten im Ausland. Mit ihren Spenden unterstützten sie den Aufbau von Kindergärten und einer Medizinstation in Tansania. Außerdem halfen sie der Missionsverwaltung der Franziskaner, im Nordosten Brasiliens ein Gemeindezentrum aufzubauen.
"Mitmenschlichkeit heißt für uns, achtsam und respektvoll mit den Menschen umzugehen, mit denen wir in Kontakt kommen. Dies gilt nicht allein für die, mit denen wir persönlich zu tun haben", betonen die Stifter. "Wenn wir unsere christliche Haltung ernst nehmen, sind auch die Menschen in der Ferne unsere Mitmenschen, wenn ihre Lebenssituation uns berührt und wir in der Lage sind, ihnen zu helfen."
Stiftung stellt Engagement auf breitere Basis
Mit der Zeit aber erschien ihnen die Konzentration auf einzelne humanitäre Projekt nicht befriedigend. "Es besteht die Gefahr, dass man eine Wohlstandsinsel schafft", gibt Franz-Wilhelm Vogdt zu bedenken. So entstand allmählich der Gedanke, eine eigene Stiftung zu gründen, die sich in den unterschiedlichsten Regionen engagieren kann. Das Ziel: Die Stiftung sollte vor allem jungen Menschen, Kindern und Jugendlichen, Chancen eröffnen und ihnen Wege aus der Not weisen.
Das Ehepaar machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Partner. "In der Caritas haben wir den professionellen Rahmen gefunden, den wir gesucht haben", sagen die beiden. Dafür haben neben der christlichen Grundhaltung die langjährige Tradition in der sozialen Arbeit, die weltweite Vernetzung von Caritas international sowie das verantwortungsbewusste Finanzmanagement der Caritas-Stiftung Deutschland den Ausschlag gegeben.
Hilfe für minderjährige Mütter
Ende 2007 war es soweit: Die Franz-Wilhelm und Ursula Vogdt Caritas-Stiftung "Zukunft für Kinder" nahm ihre Arbeit auf. Zwei Jahre später können erste Ausschüttungen investiert werden: Die Vogdts unterstützen ein Projekt von Caritas international in Bolivien. In einem speziellen Hilfezentrum in El Alto, unmittelbar westlich der Hauptstadt La Paz, erhalten minderjährige Mütter pädagogische Begleitung, um ihre Schulausbildung abzuschließen und anschließend einen Beruf zu lernen. Da das Zentrum über eine eigene Schneiderei, eine Bäckerei und einen Friseursalon verfügt, haben die jungen Frauen mehrere Berufe zur Auswahl. "Diese Art von Projekt ist genau das, was wir uns vorgestellt haben. Die jungen Frauen erhalten ein wichtiges Fundament für ihre Zukunft", freuen sich die Vogdts.
Welche weiteren Pläne haben die beiden für ihr caritatives Werk? "Wir wollen den Grundstock unserer Stiftung ausbauen", erläutern sie. "Dabei haben wir schon sehr viel positive Resonanz erfahren." Bei Geburtstagen und anderen Familienfesten bittet das Ehepaar meist um Zustiftungen. Und wenn sich Franz-Wilhelm Vogdt mit seinen Erfahrungen als Berater in Liegenschaftsfragen engagieren lässt, "dann lasse ich den Ertrag meiner Arbeit zukünftig der Stiftung zu Gute kommen", erläutert er.
Was bedeutet es dem Ehepaar Vogdt, eine eigene Stiftung zu haben? "Es ist ein gutes Gefühl, mit einer eigenen Stiftung etwas Dauerhaftes und Nachhaltiges geschaffen zu haben, das über unsere Zeit hinaus wirkt und weitergeführt wird", sagen sie.